Machen
Sie sich folgende Zusammenhänge klar und reagieren Sie dadurch
gelassener: Durch anhaltendes Klagen (aus Ihrer Sicht vielleicht:
„ewiges Jammern“ oder „An-Klagen“) drückt ein depressiver
Menschen seine Aggressivität aus. Sie ist zwar gegen den Kranken selbst
gerichtet, kann aber bei Ihnen Ungeduld und Ablehnung (Gegenaggression)
hervorrufen. Die dauernden Selbstanklagen, ein gekränkt-trotziges
Verhalten, der Appell zu helfen und die gleichzeitigen Misserfolge des
Helfers, werden Sie irgendwann wütend machen und enttäuschen. Während
Sie die Heftigkeit Ihrer Gefühle erleben, spürt der Depressive oft gar
nichts mehr. Die häufig wiederholte Feststellung „Mir hilft nichts“
interpretieren Sie vielleicht als „Auch Du
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kannst
mir nicht helfen“. Damit stellen Depressionen die
Frustrationstoleranz von Familienangehörigen, Freunden, Bekannten,
Ärzten und anderen Helfern oft erheblich auf die Probe. Vielfach müssen
sie den Ärger aushalten, den der Depressive eigentlich gegenüber anderen
wichtigen Bezugspersonen hegt. Nicht selten werden auch Personen der
Umwelt regelrecht „angesteckt“, so dass sich diese ebenfalls vorübergehend
gefühlsleer, wert-, interesse- und willenlos fühlen. Wenn depressive
Menschen sich anklammern, nehmen sie anderen oft die „Luft“. Um nicht
zu ersticken, gehen diese dann auf Abstand und verstärken damit die Angst
des Depressiven, abgelehnt und allein gelassen zu werden.
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