Erfreulicherweise
gibt es heute eine Vielfalt unterschiedlicher Antidepressiva. Fast
alle haben in zahlreichen Untersuchungen ihre Wirkung unter Beweis
gestellt. Ein bewährtes Antidepressivum wird in 70 von 100 Fällen in
wenigen Wochen zu einer deutlichen Besserung führen. Wo dies nicht
der Fall ist, kann der Wechsel auf ein anderes Antidepressivum die
Erfolgsrate noch deutlich steigern. Bitte fördern Sie ein optimales
Behandlungsergebnis, indem Sie folgende Empfehlungen einhalten.
Schildern Sie Ihrem
Arzt möglichst konkret Ihre Symptome. Dies erleichtert ihm die
Auswahl der voraussichtlich geeigneten Substanz. Antidepressiva
wirken auf Botenstoffe (Serotonin, Noradrenalin) im Gehirn ein und
versuchen, dort wieder „normale Verhältnisse“ herzustellen. Sie
unterscheiden sich oft in ihrem Wirkungsschwerpunkt. Bei einer
Depression mit starker Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwäche
liegt es beispielsweise nahe, ein Medikament zu wählen, das
besonders den Botenstoff Noradrenalin anspricht. Noradrenalin erhöht
die Ansprechbarkeit („Erregbarkeit“) von Hirnnervenzellen, die bei
Depressiven oft extrem gedämpft ist. Sollten Sie schon früher einmal
mit Erfolg ein Antidepressivum genutzt haben, ist es sinnvoll, im
Falle einer erneuten Depression auf das bereits bewährte Medikament
zurückzugreifen.
Nehmen Sie das
Antidepressivum in der von ihrem Arzt empfohlenen Weise. Oft ist es
ratsam, erst mit einer niedrigeren Dosis zu beginnen, um die
Verträglichkeit des Antidepressivums zu testen. Während die
antidepressive Wirkung erst nach zwei bis drei Wochen deutlich
spürbar wird, sind Nebenwirkungen – sofern sie überhaupt auftreten –
meist rasch zu erkennen. Für unerwünschte Wirkungen von
Antidepressiva ist es eher untypisch, dass sie erst nach längerer
Zeit erstmalig in Erscheinung treten. Besprechen Sie auftretende
Nebenwirkungen möglichst bald mit Ihrem Arzt. Er wird gemeinsamen
mit Ihnen überlegen, inwieweit ein Wechsel auf ein anderes
Antidepressivum sinnvoll ist. Viele Nebenwirkungen sind nämlich nur
vorübergehend. Wenn keine Nebenwirkungen zu beobachten sind, können
Sie dies als Ausdruck einer erfreulich guten
Arzneimittel-Verträglichkeit werten und nicht etwa als Hinweis auf
mangelnde Wirksamkeit.
Gedulden Sie sich!
So wie Ihre Depression meist nicht von einem Tag auf den anderen
voll entwickelt war, braucht auch die Behandlung Zeit, um Wirkung zu
entfalten. Meist sind eindeutige antidepressive Effekte erst nach
zwei bis drei Wochen zu registrieren. Dies schließt nicht aus, dass
sich einzelne Symptome (etwa Konzentrationsschwierigkeiten bei Gabe
eines auf Noradrenalin wirkenden Medikaments) schon etwas früher
bessern. Die Führung eines „Stimmungskalenders“ hilft Ihnen und
Ihrem Arzt, den Behandlungsverlauf beurteilen zu können.
Verändern Sie auf
keinen Fall eigenhändig die Dosierung, vor allem dann nicht, wenn
Ihr Befinden schwankt. Der Satz „Viel hilft viel“ gilt nicht
für Medikamente. Zuviel ist hier durchweg gefährlich. Behalten Sie
die Dosierung insbesondere dann bei, wenn das Antidepressivum bei
Ihnen sehr gut wirkt. Dies ist ein überzeugender Grund, die
Behandlung als sogenannte Erhaltungstherapie fortzuführen, und
keinesfalls ein Grund, sie zu beenden. Bei wiederkehrenden
Depressionen kann sogar eine Dauertherapie angebracht sein. Auf
keinen Fall müssen Sie befürchten, „süchtig“ zu werden. Die heute
üblichen Antidepressiva machen - anders als einige Beruhigungsmittel
– nicht abhängig.
Verzagen Sie auch
dann nicht, wenn selbst ein zweiter Anlauf mit einem anderen
Antidepressivum noch nicht zum „Durchbruch“ führt. Ihr Arzt wird
Ihnen erläutern, dass damit die Möglichkeiten einer wirksamen
medikamentösen Behandlung von Depressionen noch lange nicht
ausgereizt sind. Auch wenn es etwas länger dauert, können Sie
weiterhin auf wirksame Hilfe hoffen.