USA. Was auf den ersten Blick
vielleicht banal klingt, hat zumindest praktische Folgen: Erkennung und
Therapie Depressiver lassen sich vermutlich auch durch Programme
verbessern, die vermehrt Eigenschaften der behandelnden Ärztinnen und
Ärzte berücksichtigen.
Diese Schlussfolgerung legt eine
Studie von S. A. Epstein und Kollegen nahe, in der 278 Psychiatern kurze
Fallbeschreibungen einer depressiven Patientin vorgestellt wurden.
Anschließend sollten die Befragungsteilnehmer eine Diagnose stellen und
eine Behandlung empfehlen. Verschiedene Eigenschaften der
Studienteilnehmer erhöhten die Wahrscheinlichkeit, dass die richtige
Diagnose („Major Depression“) gestellt wurde. Dazu gehörten unter anderem
die Zertifizierung durch den Berufsverband, eine vergleichsweise kürzere
Zeit der Niederlassung und ein höherer Anteil von Psychopharmaka-Anwendern
im eigenen Klientel. Zur Anwendung von Antidepressiva tendierten vermehrt
Behandler, die dem männlichen Geschlecht angehörten, mit ihrer
Praxistätigkeit eher unzufrieden waren oder auch sonst relativ häufig
Psychopharmaka verordneten. Wie gut Depressive erkannt und betreut werden,
hängt somit nicht nur von Eigenschaften der Patienten ab, betont das
Autorenteam. Auch eine Vielfalt von Besonderheiten der behandelnden Ärzte
spielt dafür eine bedeutsame Rolle.
S. A. Epstein u.a.:
Are psychiatrists´ characteristics related to how they care for depression
in the medically ill? Results from a national case-vignette survey.
Psychosomatics 2001 (42) 482-489
Denkanstoß: Halten Sie für
einen Augenblick inne und fragen Sie sich, welche Faktoren darauf
Einfluss nehmen, ob Sie bei einem Patienten die Diagnose „Depression“
stellen und zu welchen Therapiemaßnahmen Sie raten. Finden Sie
wenigstens 10 Kriterien. Entscheiden Sie dann, ob Sie sich mit dieser
Grundlage wohl fühlen.
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